Ungünstige wirtschaftliche und klimatische Rahmenbedingungen im In- und Ausland haben das Geschäft der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG im ersten Quartal 2009 spürbar beeinträchtigt. Der Konzernumsatz sank, auch aufgrund der deutlichen Wechselkursverluste in den osteuropäischen Auslandsmärkten, gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 8,0 Prozent auf 795,6 Millionen Euro. Gleichzeitig erhöhte sich der saisonübliche operative Verlust von 20,8 auf 49,2 Millionen Euro. Dennoch rechnet das Management – vor dem Hintergrund einer deutlichen Belebung des Inlandsgeschäfts im Monat April – weiterhin mit einem „angemessenen, positiven EBITA“ im gesamten Geschäftsjahr 2009.
Wolfgang Werner, Vorstandsvorsitzender der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG, nannte die Eckdaten des vorliegenden Quartalsberichts nicht zufrieden stellend. Der Rückgang in Umsatz und Ergebnis sei aber auch „nicht überraschend, vergleicht man das Marktumfeld von heute mit dem im Frühjahr 2008, als noch keiner ahnte, in welch atemberaubendem Tempo die damalige Finanzkrise auf inzwischen alle Bereiche der Realwirtschaft übergreifen sollte“. Zufrieden zeigte sich Werner indes über den guten Start ins zweite Quartal. Das Deutschland-Geschäft liege bisher im April über dem Vorjahresstand und habe die Umsatzverluste der ersten drei Monate schon zu einem grossen Teil kompensieren können. Dementsprechend konnte inzwischen der Umfang der Kurzarbeit, die im März in einem Drittel des deutschen Praktiker-Filialnetzes eingeführt wurde, deutlich reduziert werden. Werner: „Derzeit sind noch 32 Märkte in Kurzarbeit, rund 50 weniger als im Vormonat. Das spricht nicht nur für die Flexibilität dieses arbeitsmarktpolitischen Instruments. Es deutet auch auf eine gewisse Entspannung der Lage hin“. Nun gelte es, zu beobachten, wie nachhaltig dieser von der Witterung begünstigte Trend wirke.
Vorjahresumsatz deutlich verfehlt, aber in Deutschland gut behauptet
In den ersten drei Monaten 2009 schlug die Wirtschaftskrise im In- und Ausland erkennbar auch auf den Einzelhandel durch. Dies bekam auch die Praktiker Gruppe zu spüren. Ihr Umsatz sank im ersten Quartal um acht Prozent auf 795,6 Millionen Euro (Vorjahr 865,1 Millionen Euro). Massgeblich daran beteiligt war das Auslandsgeschäft. So lag der Umsatz des Segments International mit 206,1 Millionen Euro um 13,6 Prozent unter dem des ersten Quartals des Jahres 2008 (238,6 Millionen Euro). Eine Hauptursache hierfür ist – neben der Kaufzurückhaltung der Kunden – der zwischenzeitlich eingetretene massive Wechselkursverfall in vielen osteuropäischen Ländern. Ohne diesen Währungseffekt, der sich im letzten Quartal 2008 erstmals abgezeichnet hatte, wäre der Auslandsumsatz nur um 3,6 Prozent geschrumpft.
Auch in Deutschland gingen die Umsatzerlöse konjunktur- und witterungsbedingt im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2009 zurück. Erschwerend kam hinzu, dass das Ostergeschäft in diesem Jahr in den April fiel. Der Rückgang konnte jedoch durch Preismassnahmen und zusätzliche Marketinganstrengungen begrenzt werden. So ging der Konzernumsatz im Inland um 5,9 Prozent – von 626,5 auf 589,5 Millionen Euro – zurück. Die Marke Praktiker büsste von Januar bis März sogar nur 5,6 Prozent ein, die Marke Max Bahr 6,9 Prozent. Dazu Werner: „Wir haben bei Max Bahr stärker auf die Marge geachtet. Bei Praktiker sind wir unseren preissensiblen Kunden weitestgehend entgegengekommen. Ich denke, wir haben damit an Vertrauen und Image gewonnen. Das könnte sich im weiteren Verlauf des Jahres noch auszahlen“. Es habe sich gezeigt, dass es gelungen sei, die Marke Praktiker „so zu positionieren, dass sie gerade in Krisenzeiten eine besondere Anziehungskraft auf Kundengruppen ausübt, die beim Einkauf sparen wollen oder müssen“.
EBITA deutlich unter Vorjahr
Auch die Ertragssituation des Praktiker Konzerns hat unter der gegenwärtigen Wirtschaftskrise gelitten. Die im ersten Quartal eines Jahres – saisonal bedingt – typischerweise anfallenden operativen Verluste betrugen im laufenden Geschäftsjahr 49,2 Millionen Euro. Im Vorjahr lag das EBITA bei minus 20,8 Millionen Euro. Das operative Ergebnis hat sich also in diesem Frühjahr erheblich verschlechtert. Im Auslandsgeschäft, das erstmals in den letzten beiden Jahren in einem Winterquartal einen leicht positiven Ergebnisbeitrag ablieferte, wurde das EBITA mit minus 10,0 Millionen Euro (Vorjahr plus 1,3 Millionen Euro) ausgewiesen. Bei unveränderten Wechselkursen wäre dieser Wert um 1,4 Millionen Euro besser ausgefallen.
In Deutschland erhöhte sich der operative Verlust auf 39,2 Millionen Euro (Vorjahr 22,1 Millionen Euro). Ursächlich hierfür war die Entwicklung der Marke Praktiker. Hier lag das EBITA bei minus 36,0 Millionen Euro. Bei Max Bahr wurde trotz des vergleichsweise schlechten Beginns der Gartensaison im März eine leichte Verbesserung des EBITA auf minus 1,5 Millionen Euro erzielt.
Ausblick
Rund vier Wochen nach der Bilanzpressekonferenz bleibt das Management der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG bei seiner bisherigen qualitativen Aussage zur Umsatz- und Ergebnisentwicklung für das gesamte Geschäftsjahr. Werner betonte. „Wir wissen zwar, dass das Deutschland-Geschäft im April gut läuft. Wir wissen aber auch, dass die konjunkturelle Situation unverändert angespannt ist.“ Zudem sei die Lage im Ausland sehr ambivalent. „Keiner kann heute sagen, wann sich die strukturell schwer angeschlagenen Volkswirtschaften in unseren osteuropäischen Märkten erholen werden“. Es sei deshalb richtig gewesen, frühzeitig den Fokus auf Ergebnis- und Liquiditätssicherung zu richten und so die Krisenresistenz des Praktiker Konzerns nachhaltig zu erhöhen. „Diesen Kurs werden wir strikt weiter verfolgen. Begrenzung der Kosten und Flexibilisierung der Ausgaben sind das Gebot nicht nur der Stunde, sondern des gesamten Jahres“, betonte Werner.
Angesichts der nicht abschätzbaren konjunkturellen Entwicklung im In- und Ausland bekräftigte Werner die Aussage, dass der Praktiker Konzern auch bei einem rückläufigen Umsatz „ein angemessenes, positives“ EBITA erzielen werden.
Die Praktiker Gruppe mit Sitz in Kirkel (Saarland) spielt in der Champions League der europäischen Baumarktbranche.
Mit ihren rund 420 Baumärkten in neun Ländern, etwa 29.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von vier Milliarden Euro ist sie europaweit auf Rang vier.
Das profitable Wachstum, das hinter diesen Zahlen steht, eine innovative Konzernstrategie im In- und Ausland, das unverwechselbare Profil der Marke Praktiker und eine hohe Kundenakzeptanz sind Treiber der Erfolgsgeschichte des seit November 2005 börsennotierten Unternehmens. Seit dem 1. Februar 2007 gehört zur Praktiker Gruppe auch die traditionsreiche Hamburger Baumarktkette Max Bahr.
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